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Aufgabenorientiertes Lernen

Das aufgabenorientierte Lernen (Task-Based Learning; TBL), auch bekannt als Task-Based Language Teaching (TBLT), ist eine neue, moderne und effiziente Herangehensweise an das Sprachenlernen.

Was ist aufgabenorientiertes Lernen?

Die TBL-Methode basiert darauf, den Lernenden sinnvolle „Aufgaben“ zu bieten, die Situationen aus der realen Welt widerspiegeln. So können die Lernenden sich in einem zielgerichteten und authentischen Kontext der Sprache völlig hingeben. Mike Long beschreibt die Aufgaben als „praxisbezogene Aktivitäten, an die Menschen denken, wenn sie ihren Tag planen, durchführen oder sich daran erinnern.“ (Long 2014). Der Spracherwerb findet durch die Ausführung solcher „praxisbezogener“ Aufgaben statt. David Nunan unterscheidet zwischen zwei Arten von Aufgaben: „zielgerichtete Aufgaben und pädagogische Aufgaben. Zielgerichtete Aufgaben beziehen sich, wie der Name bereits suggeriert, auf die aktive Nutzung der Sprache im Alltag, außerhalb des Klassenraums; pädagogische Aufgaben hingegen finden im Klassenraum statt.“ (Nunan 2004). Während bei pädagogischen Aufgaben die Besonderheiten der Sprache isoliert betrachtet und geübt werden, fokussieren sich zielgerichtete Aufgaben auf die aktive Sprachanwendung in realen Szenarien. Diese Anwendung der sprachlichen Kompetenzen im praktischen Kontext legt den Grundstein für den Ausbau der linguistischen und kommunikativen Fähigkeiten.

Was ist der Unterschied zwischen aufgabenorientierter Lehre und traditionellen Lehrmethoden?

Aufgabenorientiertes Lernen unterscheidet sich grundlegend von traditionellen Lehrmethoden, deren Ausgangspunkt in der Regel spezifische Strukturen in der Zielsprache sind, die die Schüler am Ende des Unterrichts selbst produzieren müssen. Ein typisches Beispiel dieser Herangehensweise ist Präsentieren-Üben-Produzieren (Presentation-Practice-Production; PPP). Bei dieser Methode führt der Lehrer eine grammatische Regel oder neues Vokabular in einem bestimmten Kontext ein, erklärt die Struktur oder lässt die Schüler diese sprachlichen Neuheiten selbst entdecken. Es werden genau abgepasste, kontrollierte Übungen durchgeführt und Möglichkeiten für die aktive Sprachproduktion geboten. Während bei PPP die systematische Einführung und Übung von Sprachregeln im Vordergrund steht, verlagert sich bei TBL der Schwerpunkt von formorientierten Übungen zu aufgabenorientierter Kommunikation, für die eine Reihe von Kommunikationskompetenzen erforderlich sind anstelle des Wissens um abstrakte Sprachstrukturen.

Wie wird TBL bei Learnship genutzt?

Aufgabenorientiertes Lernen ist das Fundamten all unserer Sprachkurse: Sprint Business Skills, unser Blended Learning-Programm, genauso wie Elevate Business Skills, unsere trainergeführte Lösung. Beide Programme konzentrieren sich auf die Ausführung von Aufgaben, und eben nicht auf reine grammatikalische Elemente oder den Wortschatz.

In diesen Programmen sollen die Lernenden ihre Aufgaben mit ihrer Zielsprache als primäres Kommunikationsmittel lösen. Wir legen einen größeren Wert auf die Vermittlung der Bedeutung bzw. des Gedankens anstelle einer perfekten und präzisen Ausführung in der Zielsprache. Die Lernenden haben dabei die Freiheit, die Aufgabe auf ihre ganz eigene Art und Weise zu bearbeiten – in den meisten Fällen gibt es mehr als nur die eine richtige Lösung.

TBL liefert unseren Sprint- und Elevate-Programmen enorme Vorteile: Die Lernenden stellen die reale Kommunikation in den Vordergrund, anstatt die Sprache in ihre Bestandteile zu zerlegen. Sie finden sich somit in echten Kommunikationsszenarien wieder, und haben dadurch die Möglichkeit, all ihre Sprachkompetenzen zu erproben. Dank dieser Methode spüren die Lernenden direkt, in welchen Bereichen sie noch Nachholbedarf haben. Dies stärkt nicht nur die Autonomie der Lernenden, sondern auch ihr Bewusstsein für die persönlichen sprachlichen Bedürfnisse.

Welche sind die Hauptprinzipien von TBL?

Aufgabenorientiertes Lernen erleichtert den Spracherwerb, da die Lernenden mit ihrer Fremdsprache in praxisbezogene Kontexte eintauchen. Wenn sie mit authentischen Aufgaben konfrontiert werden, erarbeiten sie sich auf ganz natürliche Art und Weise neues Vokabular, grammatische Strukturen und Redewendungen, wodurch sie die Fremdsprache eben nicht isoliert, sondern kontextualisiert erlernen.

Bei TBL stehen die Lernenden und ihr Spracherwerb im Mittelpunkt, mit folgenden Schwerpunkten:

Experimentelles Lernen: Hier sind die persönlichen Erfahrungen der Lernenden der Ausgangspunkt. Die Lernenden erleben diese Aufgabe als „learning-by-doing“. Dies ist auch als selbstgesteuertes Lernen bekannt, das die intrinsische Motivation der Lernenden stärkt.

Authentische Aufgaben: Die TBL-Aufgaben spiegeln reale Situationen wider, und fordern die Lernenden damit auf, ihre sprachlichen Kompetenzen in Kontexten anzuwenden, die ihnen auch außerhalb des Klassenzimmers begegnen können. Dadurch wird die Lernerfahrung viel greifbarer und entspricht den beruflichen Anforderungen der Lernenden.

Kommunikation: TBL entstammt dem kommunikativen Sprachtraining (Communicative Language Training; CLT), welche der Kommunikation einen höheren Stellenwert einräumt als der linguistischen Genauigkeit. Hier werden die Lernenden ermutigt, sich mit den sprachlichen Mitteln auszudrücken, die ihnen zur Verfügung stehen. Dadurch gewinnen die Lernenden nicht nur mehr Selbstbewusstsein, sondern perfektionieren ihre Sprachkenntnisse.

Zusammenarbeit: Viele TBL-Aufgaben sind darauf ausgelegt, zu zweit oder in Gruppen bearbeitet zu werden. Diese kollaborativen Aufgaben fördern das soziale Lernen, Interaktionen und die Diskussion über Bedeutungen, wodurch sie tiefer in sprachliche Nuancen eindringen.

Problemlösung: Die Aufgaben bestehen häufig aus Übungen, die auf die Lösung von Problemen abzielen und sprachliche Kreativität erfordern. Dies regt das kritische Denken an und führt dazu, dass sich die Lernenden mental vollständig auf die Aufgabe einlassen.

Aufgabengewichtung: Die Aufgaben werden ihrer Komplexität nach gewichtet, wodurch die Lernenden ihre Sprachkenntnisse schrittweise aufbauen und Selbstvertrauen gewinnen können. Außerdem können die Trainer während der verschiedenen Aufgabenphasen gezielter Unterstützung leisten.

Kommunikation vor Präzision: Da es bei der Sprachanwendung eben nicht auf die Perfektion ankommt, haben die Lernenden weniger Angst, Fehler zu machen. Sie sind eher bereit, mit der Sprache zu experimentieren und perfektionieren sie gleichzeitig.

Feedback und Reflexion: Durch regelmäßiges Feedback und Selbstbewertungen nach der Vollendung einer Aufgabe können Lernende Bereiche mit Verbesserungspotenzial ausmachen und ihre Fortschritte im Blick behalten.

Wie sieht eine typische aufgabenorientierte Unterrichtsstunde aus?

In einer typischen TBL-Stunde tauchen die Lernenden in eine Lernerfahrung ein, die den realen Sprachgebrauch widerspiegelt. Der Unterrichtsaufbau folgt einer Drei-Phasen-Struktur: Einführung, Aufgabenzyklus und Sprachfokus. Während der Einführungsphase erklärt der Trainer das Thema und aktiviert durch offene Fragen, Diskussionen, Videos oder kurze Lesetexte bereits vorhandenes Wissen der Lernenden. In dieser Phase wird der Kontext für die darauffolgende Aufgabe geschaffen und das Interesse der Lernenden geweckt.

Das Kernstück der Stunde ist der Aufgabenzyklus. Hier erhalten die Lernenden eine Aufgabe, für die sie zusammenarbeiten, kommunizieren und Probleme lösen müssen. Die Aufgabe kann in unterschiedliche Phasen wie Planung oder Präsentation unterteilt werden. Durch die Team- oder Gruppenarbeit bringen sich die Lernenden in Diskussionen, Rollenspielen oder Recherchearbeiten ein, und stehen mit ihren Mitlernenden im Austausch. Der Trainer zieht sich in dieser Phase zurück und gibt den Lernenden damit den notwendigen Freiraum. Hier kann der Trainer die Sprachnutzung, Bereiche mit Verbesserungspotenzial und den spontanen Sprachgebrauch beobachten.

Nach dem Aufgabenzyklus kommt die letzte Phase ins Spiel: der Sprachfokus. In dieser Phase liefert der Trainer gezieltes sprachliches Feedback anhand seiner Beobachtungen, die er während des Aufgabenzyklus gemacht hat. Dieses Feedback wird an die Bedürfnisse der Lernenden angepasst und beinhalten Verbesserungen, Erklärungen und Beispiele zu Grammatik, Wortschatz oder Aussprache. Im Gegensatz zu traditionellen Methoden, bei denen die Grammatik vor den Aufgaben erläutert wird, erhalten die Lernenden bei TBL erst dann sprachliche Anweisungen, sobald sie sich mit sprachlichen Problemen konfrontiert gesehen haben. Dieser kontextualisierte Ansatz an das Sprachenlernen verbessert die Relevanz und die Anwendbarkeit.

Learnships Ansatz verbindet den formorientierten Unterricht mit einer robusten, aufgabenorientierten Herangehensweise. Die Lernerfahrung beginnt mit offenen Fragen, damit die Lernenden auf Grundlage ihres vorhandenen Wissens besser mit neuen Informationen umgehen können. Da die Zielsprache immer in einem authentischen Kontext eingeführt wird, baut jede Unterrichtseinheit auf dem Vorwissen der Lernenden auf. Darauf folgen die praxisrelevanten Übungen, die die Lernenden durch den Lernprozess leiten. Zu guter Letzt findet die Aufgabe statt, die aktive Nutzung der Zielsprache und schließlich das Feedback und die Bewertung des Trainers.

Welche Rolle kommt dem Trainer im TBL-Klassenzimmer zu?

Während des gesamten Unterrichts nimmt der Trainer die Rolle eines Moderators ein – er führt die Lernenden durch die unterschiedlichen Phasen und bietet Hilfestellung an, wenn erforderlich. Die Interventionen seitens des Trainers konzentrieren sich hauptsächlich auf die Ermöglichung einer reibungslosen Kommunikation sowie Hilfestellung im Falle sprachlicher Lücken, die während des Aufgabenzyklus aufkommen und überwunden werden. Innerhalb des Klassenraums wird zusammengearbeitet, gemeinsam entdeckt und erforscht. Es ist ein Ort, in dem Fehler nicht als Versagen, sondern als Chancen der eigenen sprachlichen Weiterentwicklung angesehen werden.

Die Trainer suchen Aufgaben aus, die der Sprachniveaustufe sowie den Zielen der Lernenden entsprechen. Während der Bearbeitung der Aufgabe beobachtet der Trainer die Lernenden, unterstützt sie bei Fragen oder Unklarheiten und ermutigt sie, miteinander zu interagieren. Nach der Aufgabe startet der Trainer die Evaluierungsrunde, in der die Lernenden ihre eigene Leistung und Sprachnutzung reflektieren. Außerdem bringt der Trainer die Lernenden dazu, Aufgaben zu wiederholen und neue sowie spontane Sprachstrukturen zu verwenden.

Welche Aufgabenarten machen TBL aus?

Zu TBL gehören eine Vielzahl von Aufgaben, die unterschiedliche Lernbedürfnisse bedienen. Dazu zählen etwa:
Informationslücken: Die Lernenden tauschen für die Bearbeitung einer Aufgabe Informationen aus, wofür sie kommunizieren und verhandeln müssen.

Meinungsaustausch: Die Lernenden äußern und verteidigen ihre Meinung zu verschiedenen Themen und stärken so ihr kritisches Denkvermögen und ihre Argumentationsfähigkeiten.

Problemlösung: Die Lernenden arbeiten zusammen, um reale Probleme zu lösen und nutzen dafür ihre sprachlichen Kompetenzen für die Entscheidungsfindung und Analyse

Rollenspiele: Hier werden echte Szenarien simuliert; die Lernenden schlüpfen in unterschiedliche Rollen und verbessern dadurch ihre Konversationsfähigkeiten.

Projekte: Diese Aufgaben nehmen mehr Zeit in Anspruch und legen ihren Schwerpunkt auf den Ausbau der Recherche-, Planungs- und Präsentationskompetenzen.

Bei Learnship Sprint Business Skill werden Aufgaben bearbeitet, die auf den modernen Arbeitsplatz abgestimmt sind. Neben Fallstudien und Rollenspielen müssen die Lernenden in bestimmten Aufgaben auch Probleme lösen. Hier diskutieren sie miteinander, wägen unterschiedliche Optionen ab und fördern dadurch unbewusst ihr kritisches Denkvermögen und ihre Entscheidungskompetenzen.

Welche Vorteile hat TBL für Sprachlernende?

Aufgabenorientiertes Lernen bietet viele Vorteile:

Relevanz: Die Lernenden setzen sich mit der Sprache in praxisbezogenen Kontexten auseinander, in denen sie sich auch im wahren Leben wiederfinden können. Dies fördert die praktische Sprachanwendung.
Intrinsische Motivation: Authentische Aufgaben und selbstgesteuertes Lernen stärken die intrinsische Motivation, was zu besseren Lernergebnissen führt.

Natürliche Sprachentwicklung: Der regelmäßige Kontakt mit kontextualisierter Sprache fördert den natürlichen Spracherwerb und die Entwicklung der fremdsprachlichen Kompetenzen.
Verbesserte Kommunikationskompetenzen: Die Lernenden fokussieren sich eher auf eine gelingende Kommunikation als auf perfekte Grammatik, wodurch sie sich völlig auf die Sprache einlassen.

Kollaboratives Lernen: Gruppenaufgaben fördern die Zusammenarbeit, das Teamwork und Verhandlungsfähigkeiten und stärken dadurch die zwischenmenschlichen Kompetenzen.

Kognitive Einbindung: Die Aufgaben, bei denen die Lernenden bestimmte Probleme lösen müssen, beflügeln das kritische Denkvermögen und erweitern die kognitiven Kompetenzen der Lernenden.

Überzeugen Sie sich selbst von den Vorteilen der aufgabenorientierten Sprachlernlösungen von Learnship: Sprint Business Skills und Elevate Business Skills. Profitieren Sie von einer natürlichen Sprachentwicklung und verbesserten Kommunikationskompetenzen dank sinnvoller, praxisbezogener Aufgaben. Arbeiten Sie mit Kollegen zusammen, um ihre zwischenmenschlichen Kompetenzen zu stärken, sich in ihrer Fremdsprache wohlzufühlen und sich mental auf alle Herausforderungen einzulassen.

 

Literaturhinweise:
Nunan, David, Task-based Language Teaching, Cambridge Language Teaching Library (Cambridge University Press, 2004)
Long, Mike, Second Language Acquisition and Task-Based Language Teaching, (Wiley-Blackwell, 2014)